10. Juli bis 13. Juli 2003:
9. Jahrestagung der Union progressiver Juden in Berlin-Spandau
Mehr als 200 Teilnehmende kamen aus dem deutschsprachigen Raum
um erstmals in Berlin-Spandau an der Jahrestagung der Union progressiver
Gemeinden teilzunehmen. Neben Mitgliedern der Unionsgemeinden sowie ihnen
nahestehender Gruppen („jung und jüdisch") und Studierenden des
Abraham-Geiger-Kollegs, waren auch Gäste aus Einheitsgemeinden und sogar aus dem
europäischen Ausland gekommen, aus den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich,
Tschechien, Ungarn und den GUS-Staaten...
Von Iris Noah
Einen eindrucksvollen Auftakt bildete im Gemeindezentrum der jüdischen Gemeinde
in der Fasanenstraße die Festveranstaltung der WUPJ (Worldunion for Progressive
Judaism) anläßlich des 75. Jahrestages ihrer ersten Konferenz in Berlin.
Die folgenden Tage waren von Gottesdiensten, Vorträgen, Workshops,
Erfahrungsaustausch und zahlreichen Gesprächen geprägt. Gerade für die
Teilnehmer, die aus sehr kleinen Gemeinden kommen, war es etwas besonderes, in
einem solchen größeren Rahmen miteinander Gottesdienste zu feiern. Da immer eine
andere Gemeinde für die Vorbereitung und Durchführung verantwortlich ist, wird
die Verschiedenheit innerhalb des liberalen Spektrums sichtbar gemacht, was
zugleich als Anregung für die jeweils eigene Praxis dient.
In fünf eineinhalbstündigen Workshopphasen wurden jeweils 6 parallele Angebote
durchgeführt. Workshops fanden in deutsch, englisch und russich statt:
Reichhaltig war das Angebot an historische Themen, Schiurim,
religionsphilosophische Fragestellungen und Hilfen zur Gemeindepraxis.
Einige der angebotenen Themen waren: Chancen und Grenzen interreligiöser und
intrkultureller Partnerbeziehungen, Gottesdienste an den hohen Feiertagen, Gott
und Leid, religiöser Fundamentalismus oder Weltethos, die Rolle des Rabbiners im
Gottesdienst, christliche Gäste im Gottesdienst, die Visitenkarte des liberalen
Juden, Trauerrituale, der Siddur, Strömungen im Judentum, Partnerschaftsrituale
für Schwule und Lesben, Segenshandlungen zu besonderen Anlässen,
interkonfessioneller Dialog, Gemara, Wiederbelebung jüdischen Lebens in der
ehemaligen Sowjetunion, Musik in der Synagoge, beratende Gespräche führen, die
neue Arbeitsmarktpolitik und ihre Auswirkungen auf die Zuwanderer sowie Schiurim
zum Wochenabschnitt.
Im Rahmen des Kabbalat Schabbat Gottesdienstes wurde Rabbiner Uri Regev,
Generalsekretär der Weltunion für progressives Judentum der
Israel-Jacobson-Preis der Union progressiver Juden verliehen. Der Laudator
Rabbiner Walter Homolka betonte das herausragende Engagement des Preisträgers
besonders auf politischem Gebiet für das neue liberale Judentum in Deutschland.
Auch an Andreas Hinz, der kurz nach der letzten Konferenz ermordet worden war,
wurde mit einfühlsamen und bewegenden Worten erinnert.
Vorträge von Mark Anshan über eine reformjüdische Perspektive des Zionismus
sowie von Professor Admiel Kosman über „Rabbi Akiwa und seine Frau" gaben
weitere Denkanstöße.
Parallel zur Tagung gab es eine „Leadership-Conference" von „Jung und jüdisch"
um junge Erwachsene zur Arbeit mit Jugendlichen und Gleichaltrigen zu ermutigen.
In einem anregenden und phantasievollen Kinderprogramm bekamen auch die jüngsten
Teilnehmer zahlreiche Impulse und die Erwachsenen konnten sich mitfreuen als die
dort hergestellten Hawdalah-Dosen beim Schabbatausgang zum Einsatz kamen.
Während der Tagung wurde die jüdische Gemeinde Pinneberg in die Union
progressiver Juden aufgenommen. Damit gehören in Deutschland 13 Gemeinden der
Union an.
IW /
hagalil.com /
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