Ehrung für jüdischen "Heimkehrer":
Heinz Berggruen zum Ehrenbürger von Berlin ernannt
Der Kunstsammler und Mäzen Heinz Berggruen ist zum Ehrenbürger
Berlins ernannt worden. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte
bei einem Festakt im Roten Rathaus, Berggruen habe "einen großen Beitrag für den
geistigen und kulturellen Reichtum Berlins" geleistet...
Dem 90-jährigen Kunstsammler verdankt die Stadt eine der
bedeutendsten Privatsammlungen der klassischen Moderne im Stülerbau gegenüber
vom Schloß Charlottenburg. Auf drei Etagen werden unter dem Titel "Picasso und
seine Zeit" Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier gezeigt. Im Zentrum der
Sammlung steht mit über 70 Exponaten das Werk Picassos, dessen Schaffen in allen
Phasen von der Studienzeit bis zu den späten Jahren gezeigt wird. Einen zweiten
Schwerpunkt bilden Werke von Paul Klee und Vincent van Gogh.
Heinz
Berggruen wurde 1916 in Berlin geboren. Er studierte Kunst- und
Literaturgeschichte an französichen Universitäten bis zu seiner Emigration in
die Vereinigten Staaten im Jahr 1936. Dort arbeitete er als Kunstkritiker sowie
im San Francisco Museum of Art, wo auch seine Sammlertätigkeit begann.
Schon im Vorfeld sagte Klaus Wowereit: "Ich freue mich sehr, dass wir mit Heinz
Berggruen einen ebenso großherzigen wie kunstsinnigen Menschen mit der
Ehrenbürgerschaft unserer Stadt auszeichnen können. Die Annahme der
Ehrenbürgerwürde ehrt uns selbst noch mehr, als sie ihn ehrt, angesichts des
Unrechts, das ihm als jüdischem Mitbürger in deutschem Namen zugefügt worden
ist. Seine Liebe zu Berlin war größer und mit der Überlassung seiner Sammlung
hat er uns beschenkt und beschämt zugleich. Mit der Ehrenbürgerschaft drücken
wir unsere Dankbarkeit und unseren Respekt für diese menschliche und
mäzenatische Leistung aus."
Berggruen bedankte sich gerührt für die
Ehrung. Unter Tränen betonte er, wie sehr es ihn berühre, dass er als erster
jüdischer Heimkehrer in seine Vaterstadt diese Ehrung erfahre. Berggruen
forderte, die Kunstsammlung des Industriellen-Erben Friedrich Christian Flick,
der auch unter den Gästen war, nach Berlin zu holen. «Lasst uns nicht, störrisch
und mit Scheuklappen zurückblickend, von Sippenhaft vergangener Untaten und von
Weißwaschen von Blutgeld sprechen, sondern tolerant und aufgeschlossen in die
Zukunft schauen», sagte er unter großem Beifall der Gäste. Um die geplante
Flick-Ausstellung im Museum für Gegenwart Hamburger Bahnhof gibt es Streit, weil
Flicks Großvater an NS-Verbrechen beteiligt war.
An der Zeremonie nahmen
Bundespräsident Johannes Rau, die Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker
und Walter Scheel sowie Prominente aus Politik und Kultur teil.
al /
hagalil.com / 2004-06-13
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