Ein Visum fürs Leben:
Diplomaten, die Juden retteten
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Grußwort des Gesandten
Mordechay Lewy anlässlich der
Ausstellungseröffnung „Ein Visum fürs Leben - Diplomaten, die Juden
retteten“, am 14. Januar 2002 um 16.00 Uhr im Lichthof des
Auswärtigen Amtes. |
Unter den 16.000 Gerechten der Völker, die der Staat
Israel durch Yad Vashem anerkannt hat, gibt es eine kleine Berufsgruppe,
die nur mit zwanzig Geehrten vertreten ist. Es sind unsere Kollegen –
die Diplomaten. Ich möchte kein kollektives Profil dieses Berufsstandes
entwerfen, aber die Waghalsigkeit gehört eben nicht zu den häufigsten
Attributen unserer Zunft.
Wir widmen uns heute in dieser Ausstellung gerade dieser
seltenen Eigenschaft. Während des zweiten Weltkrieges mußte man leider
mutig und waghalsig sein, um das menschliche Antlitz zu bewahren. Dies
galt umsomehr für Diplomaten, die sich für unkonventionelle Aktionen zur
Rettung von Verfolgten, meistens Juden, entschlossen hatten.
Die Vielfalt der Herkunftsländer der Kollegen fällt auf:
Schweden, Holland, Schweiz, Türkei, Portugal, China, Spanien, USA,
Großbritanien, Heiliger Stuhl, Brasilien, aber auch aus den damaligen
Achsenmächten Japan und Deutschland. Die größten Rettungsaktionen
konzentrierten sich in Budapest im Jahre 1944 und in kleinerem Ausmass
in Berlin und Kovno (Litauen). Aber auch in Kopenhagen, Bordeaux,
Marseille, Wien, Bregenz und Rhodos haben Diplomaten Mut zur Rettung
gezeigt.
Diese Gerechten unter den Diplomaten, so unfassbar wie
es uns heute erscheint, mussten mit harten Konsequenzen nach 1945
rechnen. Diejenigen, die einen Karriereknick erlebt haben, hatten damit
noch Glück. Andere wurden suspendiert, entlassen und sogar der
Pensionsberechtigung beraubt.
Was uns heute als Ehrenrettung der angeschlagenen
Menschlichkeit gilt, war offenbar sogar noch nach dem Holocaust für die
entsprechenden Außenministerien schlicht Gehorsamsverweigerung, die
unbedingt geahndet werden musste. Erst zu einem späteren Zeitpunkt in
den 70er und 80er Jahren fand eine Rehabilitierung dieser unverhofften
Retter statt.
Für manche musste es posthum geschehen. Eine Ausnahme
machte der Seehandelsattaché von Nazideutschland in Kopenhagen, Georg
Ferdinand Duckwitz. Er wurde in der Nachkriegszeit von Willy Brandt zum
Staatssekretär im Auswärtigen Amt berufen.
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