Berlinale
2004:
Campfire (Medurat
Hashevet)Von Gudrun
Wilhelmy
Alleinstehende Frauen haben es schwer.
Vor einem Jahr ist der Ehemann von Rachel, einer Frau Anfang 40, gestorben,
und sie ist mit ihren beiden Töchtern Tami und Esti allein. "Campfire"
erzählt von Rachels Plan mit beiden aus der Stadt fortzuziehen und ihrer
Bewerbung um Aufnahme in eine Siedlung. Aber die religiöse Siedlung will
keine unverheiratete Frau – zu problematisch – und so schlägt man ihr vor,
sich mit möglichen Partnern zu treffen.
Tami,
die jüngere Tochter, wird während eines Lagerfeuers auf üble Weise von
pubertierenden Jungen bedrängt und eingeschüchtert. Statt zu helfen,
versucht ein Siedlungsjunge einen Tag später, sich ihr zu nähern. Sie weist
ihn zurück und schon werden mit großen Lettern Tamis vermeintliche
Verfehlungen in der ganzen Siedlung an die Wände geschrieben. Tami jedoch
schweigt.
Auch Esti bereitet ihrer Mutter Sorge. Die
aufsässigere, ältere der beiden Töchter, lässt ihren Freund bei sich
übernachten hinter dem Rücken der Mutter. Rachel leidet unter der Haltung
der Töchter, ihr nicht mehr alles mitzuteilen. Und da sind die beiden
Männer, die sie getroffen hat. Yossi, der noch nie verheiratet war und der
Chasan, der immer wieder anruft. Rachel muss Entscheidungen treffen. Doch
dieses Mal trifft sie ihre Entscheidungen nicht allein.
Joseph Cedar (Regie und Buch) hat sehr
einfühlsam typische Lebenssituationen allein lebender Frauen beschrieben,
die sich in einer Männergesellschaft Raum schaffen müssen. Er beschreibt
ganz alltägliche Frauen, deren Wünsche und Hoffnungen nicht hochfliegend
sind, sondern eher bescheiden und realistisch. In diesem Film gibt es als
Männer die Machos und die Macher, die Gewaltbereiten und die Ohnmächtigen.
Die Entscheidung bleibt bei den Frauen.
Es ist eine wunderbare Geschichte mit einer
sehr dezenten Kamera (Ofer Inov) und einer ausgezeichneten Beleuchtung und
Kostümen (Laura Sheim). Das professionelle Spiel aller Darstellerinnen und
Darsteller macht diesen Film zu einem Kleinod.
Regie und Buch: Joseph Cedar
Israel, 95 Minuten
Kamera: Ofer Inov
Schnitt: Einat Glaser Harzin
Darsteller: Michaela Eshet (Rachel), Hani Furstenberg (Tami), Moshe Ivgy
(Yossi), Maya Maron (Esti), Assi Dayan (Motke), Yehoram Gaon (Moshe), Oshri
Cohen (Rafi – auch als Schlomi in Bonjour Monsieur Schlomi), Idit Teperson
(Shula), Itay Rugeman (Gozlan), Ofer Seker (Yair) und andere.
10. Februar 19.00 h Delphi
11. Februar 12.30 h Arsenal
12. Februar 14.30 h im CineStar und um 17.30 h im Filmkunsthaus Babylon
Filme zu jüdischen Themen, Israel / Nahost und
Minderheiten auf der Berlinale 2004
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10-02-04
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