Berlinale 
	2004: 
    Dieses Jahr in 
	Czernowitz
    Von Gudrun Wilhelmy 
    Der Titel ist eine Anspielung auf den 
	Wunsch "nächstes Jahr in Jerusalem", der jedes Jahr zu Pessach ausgesprochen 
	wird und spiegelt die Sehnsucht derer wieder, deren Schicksal mit Czernowitz 
	verbunden ist: Dieses Jahr in Czernowitz, ein Dokumentarfilm auf der 
	Berlinale 2004 von Volker Koepp (u. a. "Herr Zwilling und Frau Zuckerman") 
	sucht ein Schwesternpaar in Österreich, einen Sohn und einen Emigranten in 
	den USA und Überlebende und ihre Familien in Berlin auf, deren Angehörige 
	aus dieser Stadt kommen oder die sich dort längere Zeit aufhielten auf ihrer 
	Flucht vor den Nazis oder ihrer Deportation. 
    Die Nachgeborenen erlebten Czernowitz in 
	ihrer Kindheit als einen Ort aus Erzählungen, nicht als geographischen 
	sondern als Ort der Erinnerung. Einige von ihnen finden erst jetzt den Weg 
	in diese Stadt, die wie kaum eine andere im Ansatz ein multikulturelles 
	zumindest Nebeneinander möglich machte, die Stadt aus der Rose Ausländer, 
	Paul Celan und Selma Meerbaum-Eisinger kommen. 
      
    Aus den Portraits der Menschen entwickelt 
	sich ein besonders unterhaltsames und abwechslungsreiches Bild der Stadt und 
	ihrer Bewohner vor Vertreibung, Flucht oder Deportation. Von vielen Facetten 
	wird das alte Czernowitz heraufbeschworen, und das neue zeigt sich in einem 
	positiven Licht. 
      
    Mit einer jungen Ukrainerin, die in 
	Czernowitz Sprachen studiert und für Touristen übersetzt, wird das Leben in 
	der Stadt gestern und heute aus der Sicht der jungen Generation reflektiert. 
	Die Besucher, die als Töchter und Söhne die Stadt touristisch durchwandern, 
	heben wieder andere Aspekte hervor, wie etwa die Synagoge, den an vielen 
	Stellen verwilderten Friedhof, Häuser und Gassen in denen ihre Verwandten 
	beteten, lebten, zur Schule gingen oder begraben liegen: Orte, die sich 
	materialisieren und ein Gesicht in der Wirklichkeit bekommen. 
    Regie: Volker Koepp 
    Deutschland, 134 ' 
    Kamera: Thomas Plenert 
    Schnitt: Angelika Arnold 
    Ton: Uwe Haußig 
    8. Februar 14.30 h Arsenal 
    9. Februar 17.30 h CinemaxX3 
    11. Februar 19.30 h Babylon 
    
    
    Filme zu jüdischen Themen, Israel / Nahost und 
	Minderheiten auf der Berlinale 2004 
    und Filmkritiken finden Sie während der Berlinale auf der Startseite von 
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    08-02-04 
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