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Ökumenischer Kirchentag Berlin 2003:
Eine jüdische Perspektive

Iris Noah

Das erste gemeinsame Treffen von Katholiken und Protestanten auf Kirchentagsebene - ein historisches Ereignis - scheint (zahlenmäßig) ein Rekord zu werden: 192 000 Dauerteilnehmer, rund 41 000 Mitwirkende und mehr als 5400 Gäste aus 90 Ländern sind angemeldet. Noch nie waren so viele Journalisten zu einem Kirchentag (evangelisch) oder Katholikentag gekommen. Fast 2000 ließen sich akkreditieren.

So wurde zur Eröffnungspressekonferenz in die Europahalle eingeladen. Die evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentages Dr. Elisabeth Raiser hob in ihrer Botschaft hervor, dass dieses Treffen "ein Zeichen gegen jeden Konfessionalismus" sei. Sie betonte die steigende Bedeutung des interreligiösen Dialogs. Diesen habe man gegenüber früheren Kirchen- und Katholikentagen ausgeweitet. "Es wird ein jüdisch-christliches und ein islamisch-christliches Begegnungszentrum mit breit angelegtem Programmangebot geben". Auch herausragende Persönlichkeiten anderer Religionsgemeinschaften seien eingeladen worden wie der Dalai Lama und der buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh.

Der katholische Präsident Prof. Dr. Hans Joachim Meyer hob hervor, dass das gemeinsame Fundament breiter sei als das Trennende. Der gemeinsame ökumenische Kirchentag sei ein "Fest der Gemeinsamkeit".

Auf eine der anschließenden Fragen, wie es denn zum interreligiösen Dialog passe, dass im Rahmen einer Podiumsveranstaltung zur BibelBox vor dem Roten Rathaus, die auch Bestandteil des ökumenischen Kirchentages sei und von den beiden Kirchen verantwortet werde, die sich explizit gegen Judenmission ausgesprochen hätten, eine einstündige Veranstaltung des deutschsprachigen Zweiges der Judenmissionsorganisation "Chosen Peoples Ministries" stattgefunden habe und zum missionarischen Einsatz unter Juden aufgefordert wurde, wichen sowohl die evangelische als auch der katholische Präsident/in aus und definierten kurzerhand die Frage um.

Natürlich sei man gegen Judenmission, aber während des Kirchentages seien auch viele Gruppen unterwegs und aktiv, die nichts direkt mit dem Kirchentag zu tun hätten.

Dann wurde noch zum Imbiss eingeladen. Es gab Schnittchen mit Käse, Schinken, Salami und Lachs. Sie waren schuppenförmig angeordnet, jeweils Käse und Schinken oder Lachs und Salami kombiniert. So blieb den jüdischen Pressevertretern nur das Zuschauen. Die interreligiöse Perspektive reichte an diesem Tag noch nicht soweit einige Brötchenplatten so zu kombinieren (Lachs/Käse), dass die jüdischen Medienvertreter in das gemeinsame Essen eingeschlossen gewesen wären. Aber es sind ja noch drei Tage Zeit.

hagalil.com 29-05-03

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