Ein
Dialog zwischen Juden und Muslimen in Berlin:
Begegnungen zwischen Ramadan und Chanukka
Metin Yilmaz zu seinen Fotos
Ich war 13, als ich auf
der Beerdigung eines Fotojournalisten, der während eines Krieges getötet
worden war, den Ministerpräsidenten Ecevit mit meiner Pocket Kamera
ablichtete. Mit 16 fotografierte ich mit einer Spiegelreflex, für die
Verwandte zusammengelegt hatten, Pop-Stars auf einem Konzert in Istanbul.
Und ich bekam meine erste Rüge von meinem Vorbild Ergin Konuksever, einem
türkischen Fotoreporter, der sagte: "Fotografiere nicht schon wieder die,
die berühmt sind. Es gibt genug Menschen, die keiner fotografiert." Heute
bin ich Fotoreporter, fotografiere gerne Menschen in ihrem Alltag,
Geschichten mit sozialem Hintergrund und politische Ereignisse.
Leider wird heute mehr denn
je eher die Glitzerwelt fotografiert und publiziert als jenes Leben, das uns
tagtäglich begegnet. Doch das "normale Leben" schreibt nach wie vor die
originelleren Geschichten, baut Zufälle, die man nicht erfinden kann und
bringt Menschen zusammen, die man sich zusammen oft nicht vorstellen kann.
Auch heute ist die Welt in der wir leben von Wanderungen bestimmt. Da ist es
nicht verwunderlich, dass Gegensätzliches zusammenkommt und Spannungen
entstehen. Kriege aber müssten deswegen nicht zwangsläufig ausbrechen. Der
Rassismus jedoch gedeiht umso leichter, wenn Menschen sich Meinungen bilden,
ohne über eigene Erfahrung zu verfügen. Das macht sie manipulierbar, ohne
dass sie sich dessen bewusst werden.
Die Rolle der Medien ist
dabei entscheidend. Wenn die Meinungsmacher wahre Geschichten oft nicht
berichtenswert finden und wenn sie stattdessen Zusammenhänge erfinden; wenn
sie das "normale", angeblich "unspektakuläre" Leben eher ausblenden, dann
wundert mich auch nicht, dass Sie mir kaum glauben werden, was ich Ihnen
erzähle:
Irgendwo in Kreuzberg
feiern türkische Frauen mit Kopftüchern mit spanischen Stierkämpfern und
jüdischen Einwandern aus Osteuropa Fasching, oder griechisch-orthodoxe und
moslemische Istanbuler tanzen gemeinsam und ausgelassen mit einem orthodoxen
Rabbiner auf dem Chanukka-Fest des Jüdischen Kulturvereins.
Nun, diese Geschichten jedenfalls sind wahr und ähnliche entstehen jeden Tag
auf den Straßen dieser Stadt.
Wenn Sie genug Interesse, Zeit, Neugier und Respekt mitbringen, wird es auch
Ihnen nicht schwer fallen, sich Ihre wahrhaft eigene Meinung über die
Menschen, denen ich bisher begegnet bin, zu bilden.
Und hier geht es zu den
Fotos von Metin Yilmaz
Fastenbrechen nach dem Ramadan
Als Jude im
muslimischen Umfeld der atheistischen Sowjetunion
Ramadan in
Eskisehir und im deutschen Dorf
Wie ich Chanukka
entdeckt habe
Zum Weiterlesen:
Juden und Muslime: Der Mythos einer
interreligiösen Utopie
von Mark R. Cohen
Von Berlin nach Baku
von Igor Chalmiev
Begegnungen zwischen
Ramadan und Chanukka (Startseite)
Jüdischer Kulturverein Berlin
Jüdisches Leben in Berlin (Startseite)
hagalil.com
16-12-03
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