Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit überreichte gestern den
Absolventen der ersten Berliner Rabbiner-Ausbildung in der Nachkriegszeit
ihre Prüfungsurkunden. Wowereit und Alexander Brenner, Vorsitzender der
Jüdischen Gemeinde zu Berlin, sprachen von einem positivem Signal für das
jüdische Leben in der Hauptstadt und als gutes Zeichen für das Zusammenleben
in Berlin.
Die zehn Studenten aus Israel und den USA waren für einen Teil ihrer
Ausbildung eigens nach Berlin gekommen, wo sie im Torah-Zentrum von Chabad
Lubawitsch studieren. Wowereit sagte bei der Urkundenverleihung, dass er
sich freue, dass immer mehr jüdisches Leben in die Hauptstadt komme. "Das
ist Zeichen eines Vertrauensvorschusses, dem wir uns würdig erweisen
müssen." Es sei die gemeinsame Aufgabe der in Berlin lebenden Menschen,
gegen Diskriminierung vorzugehen. "Es ist wichtig, dass hier ein Klima
herrscht, wo alle Menschen sich wohl fühlen", sagte Wowereit.
Rabbiner Yehuda Teichtal vom Torah-Zentrum betonte, Berlin sei wieder
Zentrum jüdischen Lebens geworden: "Schauen wir nicht auf die Vergangenheit,
sondern in die Zukunft, auf das neue Berlin." Die Teilnahme Wowereits an der
Feier sei das beste Zeichen für die Unterstützung, die sie erhalten würden.
Die Teilnahme Wowereits sorgte jedoch auch für Kritik. "Höchst
irritierend" fand das der Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrum für
jüdische Studien, Julius Schoeps. Wowereit ehre damit eine "ultraorthodoxe
Gruppe", oder besser: eine "jüdische Sekte", so seine Kritik.