LEO BAECK (1873 - 1956)
Leo Baeck war Rabbiner und eine der großen geistigen
Persönlichkeiten des liberalen deutschen
Vorkriegsjudentums. Er wurde in Lissa geboren, das heute
in Polen liegt. Sein Vater war der Rabbiner Samuel Baeck.
Leo Baeck studierte erst am jüdisch theologischen
Seminar von Breslau und ab 1894 an der Hochschule für
die Wissenschaft des Judentums in Berlin. Gleichzeitig
war er für Philosophie eingeschrieben an der Universität
von Breslau bzw. in Berlin.
Leo Baeck
wirkte als Rabbiner in Oppeln, Düsseldorf und ab 1912 in
Berlin. Er war Militärrabbiner im ersten Weltkrieg. 1912
begann er an der Hochschule für die Wissenschaft des
Judentums Vorlesungen zu halten über Midrasch und
Homiletik (Predigtlehre). Die Hochschule für die
Wissenschaft des Judentums war eine liberale Einrichtung,
die Judentum in allen seinen Erscheinungen erforschen und
darstellen wollte. Sie bildete auch liberale Rabbiner und
Religionslehrerinnen und Religionslehrer aus.
1933 erklärte Leo Baeck, daß die tausendjährige
Geschichte" der Juden in Deutschland zu Ende
gegangen sei. Während der Nazizeit war er der Leiter der
Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Er wies alle
Möglichkeiten zu emigrieren und im Ausland zu lehren,
zurück. Leo Baeck machte deutlich, daß er mit dem
letzten Minjan von Juden in Deutschland bleiben würde,
und zwar so lange wie möglich.
1943 wurde er in das Konzentrationslager Theresienstadt
deportiert. Dort ermutigte er und half den Menschen,
soweit es die Möglichkeiten dort zuließen. So wurde er
zu einem Zeugen seines Glaubens". Er überlebte
und ging im Juli 1945 nach London. Leo Baeck wurde Präsident
der Weltunion für Progressives Judentum (World Union for
Progressive Judaism). Von 1948 bis zu seinem Tod hielt er
Vorlesungen über unterschiedliche Themen zur
Religionsgeschichte am Hebrew Union College in
Cincinnati.
Das nach ihm benannte Leo-Baeck-Institut hat die Aufgabe,
die Geschichte der Juden im deutschsprachigen Raum zu
erforschen. Er war auch der erste Präsident des
Institut. In London befindet sich das Leo-Baeck-College,
in dem liberale Rabbiner und Rabbinerinnen ausgebildet
werden.
In Berlin ist nach ihm eine Straße in Zehlendorf und ein
jüdisches Altersheim benannt. Seit April 1999 ist das
Gebäude der ehemaligen Hochschule für die Wissenschaft
des Judentums in der Tucholskystrasse 9 der Sitz des
Zentralrats der Juden in Deutschland und heißt Leo-Baeck-Haus".
Auch die Redaktionsräume des Zentralorgans des Zentralrats, der 14tägig
herausgegebenen Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung befinden sich dort.
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