Denkmal zur Bücherverbrennung:
Die versunkene Bibliothek am Bebelplatz
Am 10 Mai 1933 fanden in vielen deutschen Universitätsstädten
Bücherverbrennungen statt, in Berlin gegenüber von der
Friedrich-Wilhelm-Universität (heute: Humboldt-Universität) auf dem
Opernplatz (heute: Bebelplatz). Sie bildete den Höhepunkt der Kampagne
"wider den undeutschen Geist".
9 sogenannte "Feuersprüche" umrahmten die Verbrennung der
Werke von Philosophen, Wissenschaftlern, Lyrikern, Romanautoren, Essayisten,
deren Inhalte als "undeutsches Schrifttum" galten, wie Thomas Mann, Heinrich
Mann, Bertolt-Brecht, Erich Maria Remarque, Alfred Kerr, Karl-Marx, Kurt
Tucholsky, Sigmund Freud, Heinrich Heine, Rudolf Kautsky, Erich Kästner und
vielen andere. So hieß es:
"Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und
Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von
Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner".
Verborgen in der Zuschauermenge dürfte Erich Kästner der
einzige Autor gewesen sein, der bei der Verbrennung seiner Bücher anwesend
war. 25 Jahre später schildert er seine Erinnerungen an diesen Abend:
"Im Jahre 1933 wurden meine Bücher in
Berlin, auf dem großen Platz neben der Staatsoper, von einem gewissen Herrn
Goebbels mit düster-feierlichem Pomp verbrannt. Vierundzwanzig deutsche
Schriftsteller, die symbolisch für immer ausgetilgt werden sollten, rief er
triumphierend beim Namen. Ich war der einzige der Vierundzwanzig, der
persönlich erschienen war, um dieser theatralischen Frechheit beizuwohnen.
Ich stand vor der Universität, eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniform,
den Blüten der Nation, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen
und hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners.
Begräbniswetter hing über der Stadt (...) Plötzlich rief eine schrille
Frauenstimme: "Dort steht ja der Kästner!" Eine junge Kabarettistin, die
sich mit einem Kollegen durch die Menge zwängte, hatte mich stehen sehen und
ihrer Verblüffung übertrieben laut Ausdruck verliehen. Mir wurde unbehaglich
zumute. Doch es geschah nichts. (Obwohl in diesen Tagen gerade sehr viel zu
"geschehen" pflegte." (gesammelte Werke, Bd 1, S 370 und "in Durchsicht
meiner Bücher")
Zur Erinnerung an dieses Ereignis hat der israelische
Künstler Micha Ullmann als Denkmal die versunkene Bibliothek geschaffen, die
am 20. März 1995 eingeweiht wurde. Es handelt sich um einen unterirdischen
etwa 5 m tiefen Raum, der nicht zugänglich ist, sondern nur von oben durch
eine Glasplatte einsehbar ist. Dieser Raum ist mit leeren Bücherregalen
ausgestattet, die Platz für 20 000 Bände bieten.
Foto: Michael Eun
Über und unter dieser Glasplatte sind Bronzetafeln
eingelassen, die über den historischen Hintergrund, den Schöpfer, sowie die
Entstehungszeit des Denkmals Auskunft geben. Außerdem wird ein Ausspruch von
Heinrich Heine (1797 - 1856) zitiert:
"Das war ein Vorspiel nur. Dort wo man Bücher
verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen."
Von 11. Mai 2003 bis Ende 2004 wird dieser Gedenkort nicht
zugänglich sein, denn um die verborgene Bibliothek herum wird eine
Tiefgarage mit 450 Stellplätzen gebaut.
Zum Weiterlesen:
Bagger
buddeln Bibliothek frei
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hagalil.com
07-05-02
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